Josefikonzert 2003: Zeitgenössisch und traditionell

Was sie heute wohl spielen werden? Diese Frage scheinen sich alljährlich viele Kapellmeister und Musikanten aus weiten Teilen des Landes zu stellen, so zahlreich ist ihre Präsenz beim traditionellen Josefikonzert der Bürgerkapelle St. Michael Eppan.

Diesmal wird ihre Neugierde mit Literatur gestillt, die zuweilen aus der Reihe tanzt.. Es ist schon auf dem Programmblatt definiert: 1.Teil Zeitgenössische Musik für Blasorchester, 2.Teil Unterhaltungsmusik.
Wie klingt Zeitgenössisches. Im Falle der Konzertouvertüre „The Hounds of Spring“ von Alfred Reed durchaus traditionell. Die Bürgerkapelle St. Michael Eppan interpretiert das rhapsodische Werk klangfarbenbetont, mit starker Blechpräsenz in den schnellen Eckteilen und kammermusikalisch transparenter Holzbläserpoesie im langsamen Mittelteil. Danach „Wolfgang Amadé“. Hermann Regner, Professor am Off-Institut in Salzburg und im Konzert persönlich anwesend, vertonte zum 200.Todestag Mozarts Szenen aus dem jungen Leben des Komponisten. Das ausufernde Werk stellt die Kunst des Kapellmeisters Josef Egger vor keine geringe Herausforderung. Doch mit strengem Gestus und mitunter geballter Faust boxt er das Orchester zielsicher auf die letzten Akkorde zu.
 
Das letzte Werk der Kategorie „Zeitgenössisches“, ist die höchst spannende und anspruchsvolle Komposition „Reflexionen“ von Albert Häberling. Sie vereint die Bürgerkapelle St. Michael Eppan und den Kirchenchor Nals, den Josef Egger seit Jahren mit viel Engagement und Können auf hohem Niveau hält, zu einem gemeinsam agierenden Klangkörper. Ein Lob der Bürgerkapelle, die sich mit kammermusikalischem Spiel, Sensibilität und Präzision in den Chorpart einfindet und die Textdeutlichkeit der komponierten Sprichwörter klanglich untermalt.
 
Was Unterhaltungsmusik ist, wissen wir alle. Entspannung für die anfangs nicht wenig strapazierten Hörgänge. Schwungrad Josef Egger versetzt seine Bürgerkapelle St. Michael Eppan in energiegeladene Schwingung. Im originellen „Entry March of the Boyars“ des Norwegischen Komponisten Johan Halvorsen präsentiert sich Bläserglanz und subtil geführtes Holzbläserregister in rasch wechselnder Folge. Ein burlesker Marsch, der eher zum Tanze denn zum Marschieren neigt. Als zündelnder Ohrwurm, höchst animiert dargeboten, erklingt die Ouvertüre zur Operette „Die schöne Galathee“ von Franz von Suppé. Figaro! Rainer! Die Kavatine zur Oper „Der Barbier von Sevilla“ von Gioacchino Rossini ist sogar von der Tuba nicht umzubringen. Vor allem nicht, wenn man sie so musikantisch und gutgelaunt aus Rohr singt, wie dies Rainer Carli einfach kann. Das Opernorchester St. Michael Eppan sekundiert mustergültig.
 
Zum Finale, vor den heftig erklatschten und daher zahllosen Zugaben: Star Wars Saga. Qualitätspop, gut gemacht, gut gespielt. Die Bürgerkapelle St. Michael Eppan hat wieder gezeigt, wie mit originellem, auch sehr anspruchsvollem Programm durchaus Staat zu machen ist. Wenn die Interpretation überzeugend ist, überzeugt sie auch das Publikum
 
Linde Dietz Lippisch