Josefikonzert 2006: Ein anspruchsvolles Konzertprogramm

Die Bürgerkapelle St. Michael Eppan lud am 18. März zum traditionellen Josefikonzert in die Turnhalle der Mittelschule Eppan. Ein besonderes Konzertprogramm und ein neuer Kapellmeister haben zahlreiches Publikum angelockt.

Der „Neue“ hat bei der Programmauswahl auf das gute Niveau der Bürgerkapelle gesetzt. Bereits beim Eröffnungswerk „ConZEnSus“ von Jan van der Roost konnte sich das gut ausgeglichene und intonierte Hornregister in Szene setzten.

Mit der „Theatre Music“ des Engländers Philip Sparke ist die Bürgerkapelle nahe an ihre Grenzen gestoßen. Erste leichte Zusammenspielprobleme traten bei der Ouvertüre, aber auch dann im dritten Satz dieses Werkes auf. Die von Konzertsprecherin Kathrin Dellantonio angekündigte treibende Bewegung ist auch nicht so richtig zur Geltung gekommen. Das im zweiten Satz etwas zu schnell gewählte Tempo gab den hervorragenden Solisten nicht den nötigen Raum zu musizieren. Trotzdem war dieses Werk ein gelungener Höhepunkt im Konzertprogramm für Musiker und Zuhörer.

Mit den Ausdrucksmitteln der Musik bezieht das Werk „Der blaue Planet“ von Kurt Gäble Stellung zu den Problemen unserer Gesellschaft. Die leichten Unsicherheiten und Intonationstrübungen sowie die etwas zu breit symbolisierten Glockenschläge konnten den positiven Gesamteindruck der Vortragenden nicht schmälern.

Der zweite Teil des Konzertes begann mit einem Standartwerk der Blasmusik. Die „Second Suite in F“ von Gustav Holst basiert auf Material von Volksliedern und wurde 1922 erstmals aufgeführt. Das Stück begann temperamentvoll, der Mittelteil wirkte hingegen etwas träge. Eine originale Blasmusikkomposition, an der die Musiker und Zuhörer in gleicher Weise Gefallen fanden.

Eine Besonderheit in der Blasmusikwelt stellt das Werk „Crescendo“ vom deutschen Komponisten Klaus-Peter Bruchmann dar. Das Werk ist stark an den Bolero von M. Ravel angelehnt. Zu den Anfangs kaum hörbaren Ostinato der Rhythmusgruppe gesellen sich verschiedene Solisten und Register, wobei Bruchmann durch raffinierte Kombinationen unterschiedlicher Instrumentengruppen neue Klangfarben kreiert. Besonders bei diesem Werk konnten sich die vielen Solisten des Klangkörpers hervorragend präsentieren.

Ein besonders musikalischer Leckerbissen gelang Kapellmeister Troger mit Ausschnitten aus dem Musical „Les Misérables“ von Claude Michel Schönberg. Als Solisten konnten die Südtiroler Musicalsänger Judith Pixner und Emil Wassler verpflichtet werden, die mit ihren Stimmen das Publikum begeisterten. Trotz der Länge dieser Bearbeitung blieb die Spannung bis zum Ende aufrecht.

Das Konzert wurde dann offiziell abgeschlossen mit einer etwas ungewohnten Bearbeitung des Marsches „Unter der Admiralsflagge“ von Julius Fucik.

Das Publikum erlebte einen besonderen Blasmusikabend und erklatschte sich noch zwei Zugaben. Vor dem fast bereits zur Tradition gewordenen Marsch „Alte Kameraden“ für alle Josefs und Josefinen überzeugte Judith Pixner die Konzertbesucher mit einem weiteren Ausschnitt aus dem Musical „Les Misérables“.

Trotz einiger leichter Probleme im Zusammenspiel und in der Intonation gehört das Josefikonzert 2006 sicherlich zu den guten Konzerten der Bürgerkapelle. Dem Kapellmeister ist es gelungen, ein Programm auszuwählen, das den Anwesenden sicher in guter Erinnerung bleiben wird. Obwohl das Klarinettenregister unterbesetzt ist, kann der schöne Gesamtklang und das disziplinierte Musizieren dieser Kapelle hervorgehoben werden. Ein Konzert mit anspruchsvollem Programm, auf dem der neue Kapellmeister und seine Musikanten/innen stolz sein können.

 

Arnold Leimgruber