Josefikonzert 2009: Eindrücke und Anmerkungen

Ein erster Blick auf das Programm ließ erkennen, dass Kapellmeister Ralf Troger, seines Zeichens auch Bezirkskapellmeister, ein vielseitiges von verschiedenen Stilrichtungen geprägtes und zudem auch anspruchvolles und ehrgeiziges Programm ausgewählt hatte und man konnte schon gespannt darauf sein, wie das in die Tat umgesetzt wird.

Auch die Besetzung der Bürgerkapelle ist äußerst interessant, denn das Verhältnis zwischen Holz- und Blechbläsern ist 19 zu 26 bei 10 hohen Blechbläsern, die zudem noch ein wenig erhöht saßen, was von vorneherein auch schon gewisse Überlegungen zuließ.

Es folgte nun ein Einspielen, und ich war nicht ganz glücklich damit, denn ich finde, es störte ein wenig die Atmosphäre, das gespannte Warten auf das erste Stück, und es ist auch die Frage, ob es in dieser Form überhaupt notwendig ist.

Martenizza

Aber dann ging’s los. Ralf Troger trat schwungvoll ans Dirigentenpult und es erklang als erstes Stück  „Martenizza – A Spring Overture“ (Frühlingsouverture) des Belgiers Piet Swerts. Interessant die Kombination, denn es handelt sich da um bulgarische Weisen von einem Belgier in Noten gesetzt und von einer Südtiroler Kapelle musiziert. Vielseitiger geht’s  kaum noch. Ganz nach dem Motto des Dirigenten.  Die Bürgerkapelle startete mit einer kräftigen Tongebung und es gelang ihr sehr gut die Frühlingsstimmung und ein wenig südosteuropäisches Flair in den Saal zu bringen. Kleine Unsicherheiten im hohen Blech oder auch im Zusammenspiel etwa zwischen Hörner und Posaunen fielen nicht ins Gewicht, denn die Botschaft kam an, der Frühling ist da.

Nun trat zum ersten Mal die charmante Moderatorin Kathrin Dellantonio  ans Rednerpult. Sie führte mit sehr angenehmer Stimme, klarer Aussprache und vor allem mit treffenden Ausführungen sehr gelungen durch das Programm.

For a solemn occasion

Als erster Ruhepunkt im Konzert erklang dann der Choral „For a solemn occasion“, auf deutsch Choral für einen feierlichen Anlass. Da wurde ich an das Spiel einer Orgel erinnert, denn das Stück ist meiner Meinung nach auch so angelegt, denn es folgen klangprächtige Passagen auf ruhige melodiöse Abschnitte. Der Organist Ralf Troger, in diesem Falle, hat es sehr gut verstanden die Register der Kapelle gut einzusetzen und er führte sie sicher zum krönenden Abschluss.

Xenia Sarda

Als nächstes Stück erklang ein erster Höhepunkt des Abends und zwar Xenia Sarda von Hardy Mertens. Es wurde hier vom Komponisten sardische Volksmusik in verschiedenen Instrumentierungen und Tonsprachen verarbeitet und in eindrucksvoller Weise zu Papier gebracht. Die Bürgerkapelle spielte mit viel Einsatz und wurde dafür auch mit großem Applaus belohnt. Diesem Stück war die rechte südländisch angehauchte Bühnenseite der Dekoration gewidmet. Vielleicht hätte es noch einen Schuss südländisches Temperament vertragen und manchmal noch bessere dynamische Abstufungen auch zwischen den Registern. Aber Hut ab, gute Leistung.

Jojoba

Als letztes Stück vor der Pause erklang mit Jojoba ein Reggae für Solohorn und Blasorchester. Ein Bravo dem Solist Martin Fink. Er füllte seinen Part sehr gekonnt und locker aus. Kleine Unsicherheiten, die er bei vorherigen Solostellen zeigte machte er ganz vergessen und blühte in seiner Rolle aus Solist voll auf. Die Begleitung hätte vielleicht eine Spur schwungvoller und flexibler in der Dynamik und der Phrasierung sein können, aber das ist natürlich auch eine Interpretations- und Geschmackssache

Tirol 1809

Als schwungvoller Start nach der Pause erklang der Marsch der berittenen Waffen geschrieben vom Holländer Gert Buitenhuis. Es ist dies ein kraftvoller technisch anspruchvoller Marsch, der schon auf das Thema des zweiten Teils hinwies, nämlich Freiheitskampf und das nächste Stück Tirol 1809. Mit diesem Stück hat sich der Kapellmeister einen langersehnten Wunsch erfüllt und dieses imposante dreiteilige Werk zur Aufführung gebracht. Die Interpreten auf der Bühne gingen mit voller Leidenschaft zur Sache, wie es sich für traditionsbewusste Musikanten gehört und stellten die drei Teile des Werkes sehr imposant und beeindruckend dar. Auch wenn in den Kriegswirren die Instrumentalisten mit Begleitfunktion manchmal ein wenig die Oberhand hatten, so tat das der gelungenen leidenschaftlichen Interpretation keinen Abbruch. Besonders hervorheben möchte ich die drei Flügelhornsolisten. Sieht man auch nicht alle Tage.

Mozart

Nun kam Mozart. Auf den ersten Blick Tiroler Freiheitskampf und das Leben von Mozart wie passt das zusammen? Aber Ralf Troger machte mich darauf aufmerksam, dass ja beide Zeitgenossen sind und jeder für sich in seiner Welt Großes geleistet hat und sich so eine Verbindung herstellen lässt. Der Sprung zu Musicalmusik gelang gut und war so eine weitere belebende Facette des Josefikonzertes der Bürgerkapelle.

Als Schlusspunkt gab es noch drei Märsche, wo dann die Freunde der traditionellen Marschmusik und des Gesanges noch einmal voll auf ihre Kosten kamen.

Ralf Troger war dann auch für den Sager des Abends zuständig und zwar hat in der Bürgerkapelle der Storch in den letzten drei Jahren zehnmal zugeschlagen, was heißen soll, dass zehn Musikanten/innen Nachwuchs bekommen haben.

Ein großes Kompliment geht an den Obmann Wilfried Bernard, der vor allem durch seine gekonnte Moderation vor und nach dem Konzert bestach, aber vor allem durch seinen Einsatz und sein Mitleben beim Musizieren eine Augenweide war. Er ist ein wahres Vorbild und viele können sich da eine Scheibe abschneiden.

 

Erwin Fischnaller