Josefikonzert 2004: Eindrucksvolle Premiere unter neuer Stabführung

Am 20. März lud die Bürgerkapelle St. Michael Eppan zum traditionellen Josefikonzert. Voller Spannung  erwartete das Publikum den neuen Kapellmeister der Bürgerkapelle, Josef Fischnaller, der mit viel Applaus ans Dirigentenpult begleitet wurde.
 
Mit Josef Fischnaller konnte die Bürgerkapelle einen Kapellmeister verpflichten, wie ihn sich wohl viele Kapellen wünschen, und dem es an Kompetenz und Erfahrung nicht mangelt. Fischnaller leitete unter anderem die Musikkapellen Lüsen und Brixen.
 
Das heurige Josefikonzert wurde vom neuen Kapellmeister mit dem Stück „Montana Fanfare“ aus der Feder des österreichischen Komponisten Thomas Doss eröffnet. Dieses Eröffnungsstück wurde schon vielfach gespielt, doch war es dieses Mal durch die Präzision und die tadellose Intonation aller Register ein besonderer Genuss, der dem Zuhörer hier geboten wurde.
 
Mit der Programmmusik „Portrait of a City“ von Philip Sparke entschied sich die Bürgerkapelle für ein nicht einfaches Werk als Programmhöhepunkt des ersten Teiles. Das Stück beschreibt in drei Sätzen Eindrücke der Millionen-Metropole London. Der erste Satz war geprägt von heiterem Charakter, in dem das immer wieder kehrende Hauptthema durch alle Register fließt. Diese Erwartungen  konnten von den Musikanten/innen mit tadellosem Klangausgleich zwischen Holz- und Blechbläsern vorbildlich erfüllt werden.
 
Im zweiten Satz wurde durch die musikalisch vorgetragenen Soloparts zwischen einzelnen Instrumenten und dem Dialog zwischen Englisch-Horn und Alt-Saxophon die Melancholie dieses Satzes hervorragend wieder gegeben und durch zusätzliche dynamische Ideen positiv verstärkt.
Die spritzig heiteren Motive des Schlusssatzes wurden mit kompaktem Zusammenspiel, perfekten rhythmischen Figuren und immer wieder überraschenden dynamischen Effekten verschiedener Register hervorragend bewältigt.
 
Mit „Dynamic Winds“ von Johan Nijs kamen hohes und tiefes Blech an die Reihe, deren technisch schwierige Stellen mit viel Ruhe und ausgewogenem Klang gemeistert wurden. Auffallend auch ein überaus gutes Hornregister und rhythmisch präzise Stabspiele im Schlagzeug. Mit diesem Stück wurde ein schon bis dahin begeistertes Publikum in die Pause geleitet.
 
Mit einem meisterlich komponierten Stück „Music for Solemnity“ von Jan de Haan, einem Streifzug durch die neuzeitliche Filmmusik, eröffnete die Bürgerkapelle den zweiten Konzertteil und traf hier den für diese Musik typischen John-Williams-Charakter gut.
Die größte Überraschung dieses Konzertes landete die Kapelle mit „Clari-Fun-Key“, einem Solostück für Klarinette und Blasorchester vertont von Gilbert Tinner, bei dem Kapellmeister Josef Fischnaller selbst den Solopart übernahm. Eine der schönsten Gesten, die es meiner Meinung nach überhaupt gibt, wurde erreicht, als Josef Egger, langjähriger Kapellmeister in Eppan, ans Dirigentenpult trat und dann alle gemeinsam das Stück dem Publikum sehr amüsant darboten.
 
Ein musikalischer Abstecher ins verspielte Mexiko war das unterhaltsame Stück von „El Cumbanchero“ von Rafael Hernandez, was – wie Sprecherin Kathrin Dellantonio erläuterte, so viel heißt wie „der, der gerne tanzt und feiert“. Eine weltbekannte Rumba-Melodie, in der die Kapelle noch einmal bewies, wie flexibel sie den Wechsel von anspruchsvoller Konzertliteratur auf pfiffige Unterhaltungsmusik im Big-Band-Stil schafft.
Mit dem „Marsch für Sven Olaf “ von Gert Buitenhuis schloss die Bürgerkapelle den offiziellen Konzertteil ab. Jedoch konnte sich das Publikum noch drei Zugaben erklatschen, wobei beim Marsch „Alte Kameraden“ und der darauf folgenden Polka vielleicht ein frischeres und gängigeres Tempo angebracht gewesen wäre.
 
Mit dem allerletzten Stück, einem Solo für Horn und Blasorchester, bei dem der aus den eigenen Reihen der Kapelle stammende junge und talentierte Martin Fink als Solist auftrat und mit sicherem, sehr musikalischem Vortrag sein Können zeigte, gelang es noch einmal, dem Publikum einen musikalischen Leckerbissen darzubringen und damit gleichzeitig auch aufzuzeigen, welches Potential in der Bürgerkapelle – nun in Zusammenarbeit mit Josef Fischnaller – steckt.
 
Walter Innerebner